Cruze, Ceed und Octavia Combi: Kombi-Neulinge gegen Importmeister
Wer sich heute in Deutschland als Importeur in der Golf-Klasse versucht, muss sich realistische Ziele setzen - und sich nicht an den Zulassungen des ewigen Bestsellers aus Wolfsburg orientieren. Der Skoda Octavia taugt da schon eher als Messlatte, die jedoch kaum einfacher zu überwinden ist. Denn der Tscheche teilt sich die Technik mit dem Konzernbruder VW Golf. Dass er seit Jahren das meistverkaufte Importauto seiner Klasse ist und wesentlich zum Erfolg und Imagewandel von Skoda beiträgt, liegt aber auch an der ausgesprochen beliebten Kombiversion, die weit mehr als die Hälfte aller Kunden bevorzugen.
Dort, wo Skoda in Deutschland heute steht, wollen Kia und Chevrolet erst noch hin. Ihre Voraussetzungen sind durchaus vergleichbar: Hinter Kia steht die Konzernmutter Hyundai, und der neue, im deutschen Entwicklungszentrum maßgeblich mitentwickelte Cee'd ist das Schwestermodell des Hyundai i30. Kurz nach dem Modellwechsel im Frühsommer steht er nun auch wieder als Sportswagon zur Verfügung, wie der Kombi bei Kia heißt.
Chevrolet Cruze SW teilt Plattform mit Opel Astra
Chevrolet hat sich beim Cruze für diese Variante hingegen drei Jahre Zeit gelassen. Plattform und Bedienelemente teilt er sich mit dem GM-Konzernbruder Opel Astra. Von dort ist auch der jüngste Motor bekannt, mit dem der Station Wagon zum Vergleich antritt: ein 1,4-Liter-Turbobenziner mit 140 PS. Preis: ab 21.945 Euro.
Kia setzt beim Cee'd SW in dieser Leistungsklasse auf einen Direkteinspritzer (ab 19.390 Euro) mit 135 PS aus 1,6 Liter Hubraum, der für den Fahrbericht jedoch nur mit Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe (Aufpreis ausstattungsabhängig 1.200 bis 1.500 Euro) zur Verfügung stand. Gleiches gilt für den 122 PS starken Skoda Octavia Combi 1.4 TSI (ab 21.910 Euro), bei dem das DSG (1.800 Euro) über sieben Gänge verfügt.
Theoretisch stehen die Chancen für die beiden neuen Herausforderer derzeit besonders gut, denn der Skoda Octavia Combi befindet sich kurz vor der Ablösung - Skoda präsentiert den Nachfolger im Frühjahr auf dem Autosalon in Genf. Dabei wirkt das aktuelle Modell noch nicht veraltet, wenngleich es sichtbar sachlicher Auftritt als die moderneren Konkurrenten, deren Hecks jedoch deutlich unübersichtlicher sind.
Besonders im Chevrolet Cruze SW hat es der Fahrer mit einem großen Auto zu tun. Mit 4,67 Metern ist er 17 Zentimeter länger als der Kia Cee'd SW, wobei der Radstand nur 3,5 Zentimeter größer ausfällt. Spürbare Vorteile sind damit nicht verbunden, im Gegenteil. Im durchaus geräumigen Fond haben Mitfahrer auf der straffen Cruze-Rückbank an Kopf und Knie nur wenig Spielraum. Unter das Laderaumrollo, das man an der D-Säule hochschieben kann, passen 500 Liter. Zum Erweitern klappt nur die Lehne vor, doch bei dachhoher Beladung schränkt der starke seitliche Einzug das Volumen auf 1.478 Liter ein. Im übersichtlich gestalteten Cockpit bestimmen einfache Kunststoffe den Qualitätseindruck. Nettes Detail: das verschließbare Fach über der Mittelkonsole mit integrierten Multimedia-Anschlüssen.
Kia Cee'd SW punktet mit angenehmeren Materialien
Kia bringt diese Schnittstellen in der praktischen Ablage vor dem Schalthebel unter, leistet sich bei Bedienung und Verstaumöglichkeiten ebenfalls keine Schwächen, punktet aber mit angenehmeren Materialien. Obwohl die flache Frontscheibe das Raumgefühl auf den bequemen Vordersitzen beeinträchtigt, herrscht im Kia Cee'd SW kein Platzmangel. Der Gepäckraum fasst 528 bis 1.642 Liter, Unterflur-Staufächer, Fixiersystem (ab Vision) und Trennnetz sind serienmäßig an Bord. Für eine durchgehend ebene Ladefläche muss zwar wie im Skoda Octavia Combi auch die Rückbank vorgeklappt werden, doch die Kopfstützen können an ihrem Platz bleiben.
Geht es ums Zuladen, hat aber der Skoda Octavia Combi die Nase vorn. Mit 565 Kilogramm darf er mindestens 88 Kilo mehr einpacken als die Konkurrenz, wobei das Volumen mit 580 Litern unter der Abdeckung (maximal 1.630 Liter) am größten ausfällt. Variabler Ladeboden und Trennnetz sind empfehlenswert, kosten aber jeweils 165 Euro extra. An praktischen Details wie ausklappbaren Tütenhaken oder Türtaschen für litergroße Wasserflaschen fehlt es im Skoda nicht, und bei Platzangebot, Bedienung und Verarbeitung gibt er sich auch kurz vor der Ablösung noch keine Blöße. Seine wahre Stärke zeigt sich jedoch beim Fahren: Nicht zu weich, nicht zu straff und mit einer fein ansprechenden Lenkung versehen, bietet das Fahrwerk einen ausgewogenen Kompromiss aus Komfort und Agilität. Der Turbodirekteinspritzer ist hier zwar nominell der schwächste, überzeugt aber mit gutem Durchzug, ordentlicher Laufruhe und akzeptablem Verbrauch.
Skoda Octavia Combi insgesamt am ausgewogensten
Da hapert es beim Turbo im Chevrolet Cruze SW, der trotz Start-Stopp-Automatik und niedriger Normwerte deutlich mehr schluckt, sobald er gefordert wird. Dennoch wirkt er nicht so spritzig wie der TSI im Skoda Octavia. Besser schlägt sich der Chevy beim Bremsen und beim Fahrverhalten. Die Lenkung könnte zwar mehr Rückmeldung liefern, aber in Kurven lässt sich der straff abgestimmte Cruze selbst durch Bodenwellen kaum aus der Ruhe bringen.
Sänftenartig federt auch der Kia Cee'd SW nicht – trotz weicherer Dämpfung. Mit zunehmender Beladung kommt der Aufbau auf Holperstrecken kaum noch zur Ruhe. Auf die Fahrsicherheit wirkt sich das kaum negativ aus, doch Kurvenfahren macht im Cee'd schon wegen der synthetischen Lenkung wenig Freude. Daran ändert die per Knopfdruck einstellbare Kennlinie nichts. An Biss fehlt es auch dem einzigen Saugmotor im Feld. Der Direkteinspritzer klingt bei hohen Drehzahlen angestrengt, glänzt dafür mit dem niedrigsten Verbrauch. Den Geldbeutel schont der Cee'd nicht nur an der Tankstelle, sondern auch beim Kauf. Vergleichbar ausgestattet ist der Skoda Octavia Combi deutlich der Teuerste. Mit seinen sieben Jahren Garantie kann der Kia zwar den Chevy hinter sich lassen, nicht jedoch den insgesamt ausgewogenen Octavia, der zudem mit den günstigsten Unterhaltskosten dagegenhält.
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