Skoda Octavia im Vergleich: Erster Vergleich mit den Rivalen

So langsam wird es eng im Wohnzimmer der neuen Kompaktwagenfamilie von VW. Allen gemeinsam: der modulare Querbaukasten (MQB), eine clevere DNA-Plattform, die es ermöglicht, sozusagen aus einer Rippe die unterschiedlichsten Typen zu schnitzen. Vom Allrounder VW Golf über den noblen Audi A3 bis zum sportiven Seat Leon.
Und nun auch noch der ab Februar erhältliche Skoda Octavia. Damit der bestverkaufte Importwagen des Jahres 2012 dem Golf nicht zu sehr ins Gehege kommt, pflegt der auch in dritter Generation den Fließheck-Stil samt großer Klappe. Also, die Heckklappe natürlich - denn laut und bunt auf den automobilen Putz zu hauen war noch nie sein Ding. Das war so, ist so und wird so bleiben beim Kompaktklasse-Musterknaben, dem Liebling aller Komfortfreunde und Literzähler. Denn Kofferraum kann er, packt mindestens 590 Liter in sein Rucksackheck.
Ach so, Sie fahren BMW Fünfer Kombi? Glückwunsch, der fasst 30 Liter weniger. Aber der Passat wird doch nicht etwa ...? Doch: 565 Liter. VW Phaeton? 500 Liter. Wem das nicht reicht, dem bleibt noch der Skoda Octavia Combi mit 605 Litern. Genug der Zahlen, noch kurz das Maximalvolumen checken - es sind 1580 Liter (Combi: 1655) -, Klappe schließen, hintere Lehnen hochstellen und hinsetzen zum Platzcheck im Fond. Ach was, sitzen: fläzen.


 

Skoda Octavia bietet Raum wie in der Mittelklasse
Schon auf den ersten Blick sieht man, wohin Skoda mit dem Octavia schielt. Platzmäßig jedenfalls klar Richtung Mittelklasse. So viel Raum bietet kein anderes Kompaktklasse-Modell. Das glauben Sie nicht? Nun, zum Beweis haben wir Twiggy, unsere genormte Messpuppe, als Zeugin sowie Ford Focus, Hyundai i30 und Opel Astra zum Quercheck mitgenommen.
Doch zurück zu Twiggy. Sie wird bei auto motor und sport zum Messen der Beinfreiheit im Fond verwendet. Und das geht so: Erst wird das 75-Kilo-Trumm mit definierter Beinlänge auf den Fahrersitz verfrachtet, danach wechselt Twiggy dahinter auf die Rückbank, um die exakte Beinfreiheit bis zur vorderen Lehne zu ermitteln.
Das Ergebnis: Damit man beim Skoda Octavia Kniekontakt nach vorn bekommt, muss entweder der Vordermann ein Riese sein oder man selbst. Die Messwerte (30 Millimeter mehr gegenüber dem Vorgänger) entsprechen jedenfalls Audi A6, BMW Fünfer und VW Passat, also der oberen Mittelklasse. Respekt. Focus und Co. ziehen buchstäblich den Kürzeren - mess- und fühlbar. Was auch an ihrer bis zu 36 Zentimeter geringeren Außenlänge (Hyundai) liegt, während es beim Radstand, also dem Abstand zwischen den Achsen, nur marginale Differenzen gibt. Dank dem bereits erwähnten MQB streckt sich der Skoda problemlos fünf Zentimeter gegenüber dem Plattformbruder VW Golf
Wo wir gerade bei den Achsen sind: Unser Skoda Octavia Testwagen mit dem 180 PS starken 1,8-Liter-Turbobenziner darf die Hinterräder per aufwendiger Mehrlenker-Konstruktion führen. Modelle unterhalb von 150 PS erhalten die preisgünstigere und platzsparende Verbundlenkerachse. Ford gönnt jedem Focus Multilenker, Hyundai und Opel haben lediglich Verbundlenker, beim Astra allerdings in einer mit dem so genannten Watt-Gestänge verfeinerten Version.


 

Octavia ist jeden Euro wert
Verfeinert - Stichwort für den Innenraum des zum Teil aus leichten, hochfesten Stählen bestehenden Skoda Octavia, den es als Basisversion schon ab 15.990 Euro gibt. Sechs Airbags, beheizte Spiegel und höhenverstellbare Vordersitze mit Lordosenstütze sowie Stereoanlage sind stets an Bord, geteilte Fondlehnen, Klimaanlage, Tempomat und feines Bordcomputer-Display erst bei der nächsthöheren Ambition-Version. Unser 1.8 TSI Elegance bringt dann schon Feines wie Stoff-Leder-Bezüge der beheizten Sitze sowie eine Zweizonen-Klimaautomatik mit.
Wir verlassen den Fond verrenkungsfrei über die bemerkenswert große hintere Tür und konstatieren: Der Skoda Octavia ist sein Geld wert. Gestützt von körpergerecht geformten Sitzen mit weitem Verstellbereich, blicken wir auf das horizontal angelegte Cockpit im Limousinenstil. Große Runduhren (auch für Tankinhalt und Kühlmittel-Temperatur) sowie das dazwischenliegende hochauflösende Display informieren eindeutig. Das optionale Top-Infotainmentsystem reagiert bei Annäherung an den acht Zoll großen Berührungsbildschirm mit aufscheinenden Menüs und lässt sich durch Wischbewegungen kommandieren.
Gutes Navi-Display und hochwertige Verarbeitung im Innenraum
Trotz der enormen Funktionsvielfalt (selbst die Antriebsschlupfregelung ist hier im Menü deaktivierbar) läuft die Bedienung weitgehend selbsterklärend. Hinzu kommt die feine Grafikdarstellung bei Menü und Karten. Auch die übrige Skoda Octavia-Hardware überzeugt: Bis auf Höhe der Taille ertasten die Finger im Innenraum weich geschäumte Oberflächen, Knöpfe und Regler klicken exakt, sämtliche Passungen sitzen gleichmäßig. Sogar die Lenksäulenhebel sind wie beim Golf mit hochglänzender Umrandung versehen - nicht lackiert, sondern poliert.
Glänzender Kunststoff findet sich auch bei der Konkurrenz, insgesamt kommt deren Anmutung jedoch nicht an das hohe Niveau des Skoda Octavia heran. Beim Focus finden sich teils ungleichmäßige Spalten im Bereich der Mittelkonsole, im Astra missfallen die am oberen Teil des Armaturenbretts preiswert wirkenden Hartkunststoffe. Gewöhnungsbedürftig präsentiert sich seine Mittelkonsole mit ihrer Knopfvielfalt. Wer das System einmal raushat, kommt gut damit klar. Beim Ford verlangt die Bedienung ebenfalls Einarbeitung, im Gegensatz zum Hyundai i30, der im Wortsinn schnell begriffen wird: Tasten und Regler sind groß und eindeutig beschriftet. Vorbildlich auch die Ablagen des Hyundai, während beim Focus das eingezogene Heck Platz kostet.

Fahrverhalten der Konkurrenten
Dafür schlägt die Stunde des Ford beim Fahren. Die feinfühlige Lenkung und das agile Handling gefallen Anfängern und Dynamikern, zumal er selbst ohne Adaptivtechnik gekonnt federt und dämpft: Nicht zu hart und nicht zu weich kassiert sein Fahrwerk Unebenheiten, ohne die Karosserie störend wanken zu lassen.
Der Opel müht sich, erreicht das hohe Niveau des Ford jedoch nicht. Dabei kann er optional sogar per Tastendruck die Härte der Adaptivdämpfer sowie die Servounterstützung der elektromechanischen Lenkung zwischen "Tour" und "Sport" variieren. Seine Federung arbeitet ausreichend komfortabel, beim Handling bleibt er stets kalkulierbar. Nur die Lenkung könnte um die Mittellage feiner ansprechen.
Trotzdem schafft es der Astra, den i30 hinter sich zu lassen. Zu synthetisch ist dessen Lenkung mit ihrer in drei Stufen verstellbaren Unterstützung, etwas zu indifferent und träge das Handling und zu poltrig seine Federung. Hier ist noch spürbar Feinschliff nötig, um im Kompaktsegment auch fahrwerksseitig vorn mitzuspielen.
Komfortables Fahrwerk und große Motorenpalette beim Skoda Octavia
Dort also, wo der neue Skoda Octavia bereits jetzt angekommen ist. Seine sensible, nicht zu leichtgängige Lenkung vermittelt viel Fahrbahnkontakt, ohne stößig zu werden, während das Handling den Anspruch an eine Reiselimousine mit befriedigender Agilität verbindet. Seine Federung muss für hohe Zuladung gewappnet sein, ist deshalb speziell an der Hinterachse recht straff abgestimmt.
Zum guten Komforteindruck trägt auch der 1,8-Liter-Benziner bei. Der Turbo-Direkteinspritzer entwickelt 180 PS sowie 250 Newtonmeter und pflegt eine hohe Laufkultur. Schon bei niedrigen Drehzahlen geht es kräftig voran, das geschliffen arbeitende Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe wechselt zügig in hohe Gänge - zum Wohle eines niedrigen Geräuschniveaus in der gut gedämmten Kabine. Neben dem starken Benziner stehen im Skoda Octavia sieben weitere Motorvarianten zur Verfügung, hinzu kommen der sparsame Greenline mit 105-PS-TDI sowie der rassige RS mit Zweiliter-Turbo-Benziner und starkem Diesel.
Egal, welches Herz unter der Skoda Octavia-Haube schlägt, es wird nicht nur eng im Wohnzimmer der VW-Kompaktklassefamilie, sondern auch für die Konkurrenz. Ford Focus, Hyundai i30 und Opel Astra haben den kalten Hauch bereits beim ersten Aufeinandertreffen gespürt.  

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